Einerseits präsentiert er sich zwar ähnlich dicht und konzentriert wie mancher Super-Tuscan, andererseits schafft er die Gratwanderung mit der Beibehaltung seiner ungezügelten Wildheit und permanenten Spannung, die an Sangiovese so einzigartig und leider immer seltener ist. Er schmeckt niemals vordergründig süßlich oder kommerziell, ist also viel weniger verführerisch oder gar aufdringlich, nein, er muss erobert werden wie ein emanzipiertes Rubensweib, und ist damit alles andere als ein Wein für Anfänger. Beim Trinken beginnt man den Begriff Naturwein, so wenig definiert er ist, zu begreifen: als andere diesen Wein aufgrund eines initialen (sich verfliegenden) Essigstichs und Geranientons längst abgelehnt hätten, beginnt er mir, und unsere Runde sah es ausnahmslos genauso (wir hatten die Weine in der 1. Runde verdeckt), immer besser zu gefallen, mit seiner zumindest in diesem Panel herausragenden salzigen Mineralität, seinen zwar deutlichen, aber sehr feinen Tanninen, die weiteres Potenzial versprechen. Die Stoffigkeit bezieht er diesmal aus schmeckbar niedrigen Erträgen und hochreifem Traubenmaterial und nicht aus der Kunst der einen oder anderen Winemaker-Schule, auch das war eine weitere interessante Erfahrung, als andere Wein zwar beeindrucken aber auch bald Langeweile verbreiten.
Sicher, es ist kein typischer, traditioneller, karminroter Chianti à la Monsanto oder Selvapiana vor 20 Jahren, wir sind schließlich auch in der Maremma, aber immer authentisch. "Sangiovese live" sozusagen, eigentlich eine Art 'Anti-Maremma-Wein'.
Red
Tasting Notes (
Forum Entries
